Deutschland kann auch Daten

Nicht nur in Sachen Engineering, sondern auch bei der Entwicklung von Prozesstechnologien und Plattformlösungen setzen hiesige Akteure Maßstäbe.
Illustration: Alin Bosnoyan
Lars Klaaßen Redaktion

Auch für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) wird es immer wichtiger, ihre Produktion und die zentrale Überwachung von Fertigungsprozessen zu vernetzen. Big-Data-Lösungen machen das möglich. Doch diese erfordern Ressourcen und technische Expertise, die vielen nicht zur Verfügung stehen. Von großem Vorteil für engagierte Akteure ist im hiesigen Umfeld, dass Wirtschaft und Wissenschaft eng zusammenarbeiten, um Know-how einerseits zu bündeln und des Weiteren aus den Laboren in die Praxis zu bringen – auch mit Blick auf Big-Data.


So entwickelten das Fraunhofer-Institut für Produktionstechnologie IPT aus Aachen, das Fraunhofer-Institut für Werkzeugmaschinen und Umformtechnik IWU aus Chemnitz und das schwedische Powertrain Manufacturing for Heavy Vehicles Application Lab das „Swedish-German Testbed for Smart Production“. Diese Testumgebung dient als Plattform, um vernetzte und standortübergreifende Produktion in Kooperation mit regionalen KMU praktisch zu erproben.


In der ersten Phase des Projekts errichteten die Partner eine digitale Infrastruktur, die eine Zusammenarbeit über Standorte hinweg erlaubt: Eine sichere Cloud-Umgebung bindet zahlreiche Maschinen und Anlagen in die IT-Umgebung ein, sodass sich Maschinendaten aufnehmen und weiterverarbeiten lassen. Hierfür wurde zudem eine prototypische 5G-Verbindung errichtet. Mit dem neuen Mobilfunkstandard können selbst große Datenmengen in hoher Geschwindigkeit bewegt werden. Nach dem Aufbau der Infrastruktur geht das Projekt nun in die zweite Phase: Gemeinsam mit Partnerunternehmen werden Daten entlang der gesamten Fertigungskette erhoben und nutzbar gemacht: von der Planung über prozessbezogene Kennwerte, Bauteil- und Maschinenzustände sowie Qualität und ermittelte Kosten. Auf dieser Basis lassen sich unter anderem die Fertigungsprozesse verbessern.


Dieses Beispiel zeigt, dass hiesige Akteure mit ihren Partnern nicht nur in Sachen Engineering, sondern auch bei der Entwicklung von Prozesstechnologien und Plattformlösungen Maßstäbe setzen. Im größeren Rahmen wird das auch durch harte Zahlen belegt: Die deutsche Wirtschaft hat 2018 über 72 Milliarden Euro in die eigene Forschung und Entwicklung (FuE) investiert, gut drei Milliarden Euro mehr als ein Jahr zuvor. Der Anstieg der internen FuE-Ausgaben von knapp fünf Prozent ist nach dem Rekordjahr 2017 dabei immer noch beachtlich. Mit 19,5 Milliarden Euro im Vergleich zum Vorjahr unverändert blieb der Wert der Forschungsaufträge, die Unternehmen an andere Unternehmen, Hochschulen oder Forschungseinrichtungen im In- und Ausland vergeben.


Rund 14.500 zusätzliche Vollzeitstellen im Bereich Forschung und Entwicklung haben die Unternehmen geschaffen. Sie erhöhten damit die Zahl des FuE-Personals auf 451.057 Beschäftigte, gemessen in Vollzeitstellen. Ein Blick in die einzelnen Branchen zeigt: Die Automobilhersteller dominieren nach wie vor mit 27,1 Milliarden Euro eigenen FuE-Aufwendungen die Forschungslandschaft in Deutschland. Allerdings wiesen in 2018 die Branchen Pharma, Luft- und Raumfahrzeugbau, Elektronik und Information und Kommunikation überdurchschnittliche Wachstumsraten auf. Mit Blick auf die Forschungsintensitäten haben damit die Unternehmen aus dem Bereich der Spitzentechnologie mit einer Wachstumsrate von 9,2 Prozent überdurchschnittlich zugelegt. ■

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